Auswahl Tips
Vereinfacht gesagt ist ein Bonsai ein Baum in einer Schale. D.h. sowohl der Bonsaibaum als auch die Schale tragen wesentlich zur Gesamtkomposition bei und die Auswahl der Bonsaischale hat einen überaus wichtigen Einfluss auf die Wirkung eines Bonsai.
Eine passende Schale wertet einen Bonsai deutlich auf aber ohne die richtige Schale wird ein Bonsai sein Potential nicht ausschöpfen können. Eine unpassende Bonsaischale kann den visuellen Eindruck eines guten Bonsai regelrecht verderben.
Die Auswahl der Bonsaischale ist ein oft vernachlässigter Aspekt bei der Bonsaigestaltung. Zugegeben, die richtige Bonsaischale zu finden ist nicht einfach. Aber - falsch gewählt ist teuer, da später nochmal die richtige Schale gekauft werden muss.
Es ist sehr schwer, allgemein gültige Regeln für die Auswahl einer Bonsaischale aufzustellen. Viele Elemente spielen dabei eine Rolle. Wir möchten hier versuchen wenigstens ein paar grundlegende Hinweise zu geben.
Was sollte bei der Auswahl der richtigen Bonsaischale beachtet werden ?
1. Entwicklungsstand eines Bonsai: Prebonsai (= Bonsairohlinge) sollten erst in eine Bonsaischale aus Keramik getopft werden wenn die Entwicklung des Bonsai weit fortgeschritten ist. Als Übergang kann man evtl. eine Bonsaischale aus Kunststoff nehmen. Sie ist deutlich kostengünstiger und passt vom Preis besser zu einem Prebonsai.
2. Größe des Wurzelballen: Ist der Wurzelballen zu groß für die richtige Schale, dann sollte keine größere Schale gewählt werden. Besser ist den Wurzelballen in den nächsten Jahren durch Umtopfen mit Wurzelschnitt so zu reduzieren, dass er in die optimale Bonsaischale passt.
3. Abmessungen: Die Bonsaischale sollte von den äußeren Abmessungen (meist die Länge der Bonsaischale) und der sichtbaren Form zum Baum passen.
4. Farbe der Bonsaischale: Die Schale, farblich dezent im Hintergrund, sollte die Ausstrahlung des Bonsai unterstreichen. Eine farblich dominierende Schale kann das Gesamtbild unserer Gestaltung verderben.
5. Struktur der Schalenoberfläche: Ein Bonsai mit einer groben Borke passt am besten in eine Schale mit einer stark strukturierten Oberfläche. Und umgekehrt passt in vielen Fällen ein Baum mit glatter Rinde in eine Bonsaischale mit glatter Oberfläche.
6. Glasur: Bestimmte Baumarten wie z.B. Nadelbäume werden am besten in eine unglasierte Bonsaischale getopft. Laubbaumarten, besonders aber blühende Bonsai passen gut in eine glasierte Bonsaischale.
7. Form der Bonsaischale: Für einen vom Leben gezeichneten, groben Baum eignet sich meist eine eckige Bonsaischale besser als eine ovale oder runde Schale.
Auswahlkriterien im Detail:
Die hier aufgeführten Hinweise beruhen vor allem auf ästhetischen Gesichtspunkten. Aus pflanzenphysiologischen Gründen kann es sein, das bei einigen Bonsaibaumarten vom "Ideal" abgewichen werden muss. z.B. benötigen Bonsai mit stark wachsenden Wurzeln (Ulmenbonsai, Ahornbonsai) oder auch blühende (Azaleenbonsai) und fruchttragende (Apfelbonsai) Baumarten häufig tiefere Schalen.
Entwicklungsstand
Ein Bonsai sollte erst in eine endgültige Bonsaischale getopft werden, wenn die Entwicklung des Baumes zum Bonsai im Wesentlichen fertig ist. Die Herausbildung eines guten Stammansatzes, einer entsprechenden Stammdicke und die Ausbildung der Hauptäste sollte weitgehend abgeschlossen sein. Oft wird ein Bonsai viel zu früh aus dem Feld oder dem Großcontainer genommen und getopft. Die weitere Entwicklung des Bonsai geht nach dem Topfen entsprechend langsam vorwärts. Ergebnisse, die man im Feld oder in einem großen Anzuchttopf in einem Jahr erzielen kann wird man in einer Bonsaischale oft nicht in 4-5 Jahren erzielen. Der Versuch, den unfertigen Baum zu einer Schale passend zu gestalten, schlägt meist fehl oder dauert sehr viel länger als im Anzuchttopf oder Feld.
Größe des Wurzelballens
Die Größe der Bonsaischale richtet sich nach der Größe des Bonsai - nicht nach der Größe des Wurzelballens. Ist der Wurzelballen zu groß sollte und muss er verkleinert werden. Wird der Bonsai regelmäßig mit Wurzel-Rückschnitt umgetopft ist die Größe des Wurzelballens kein Problem bei der Auswahl der passenden Bonsaischale.
Bonsai müssen, je nach Baumart, aller 3-5 Jahre umgetopft werden. Bei einem gesunden Laubbaum ist zur richtigen Zeit das Umtopfen des Bonsai mit einem Wurzelschnitt problemlos.
Und der Wurzelschnitt ist wichtig. Wird darauf verzichtet passt der Wurzelballen bei stark wachsenden Baumarten (z.B. Ulmenbonsai, Ahornbonsai) bald nicht mehr in die richtige Schale und der Feinwurzelanteil sinkt ständig. Irgendwann bekommt der Bonsai Probleme. Er wird kränkeln.
Außerdem wird der Bonsai in immer größeren Schalen irgendwann merkwürdig aussehen. Die Proportionen von Baum und Schale passen bald nicht mehr zusammen.
Mädchenkieferbonsai - Zu große Bonsaischale
Abmessungen
Oft werden wir von Kunden beim Schalenkauf gefragt um wieviel eine neue Schale grösser sein muss. Unsere Antwort verblüfft meist: Wenn der Bonsai seit dem letzten Topfen nicht deutlich grösser geworden ist braucht man auch keine größere Schale.
Wie groß sollte eine optimale Bonsaischale sein ?
Bei Bonsai, die deutlich höher als breit sind sollte die Länge von Bonsaischalen (oval und rechteckig) ca. 2/3 der Höhe des Baumes betragen. Bei sehr breiten Bäumen nimmt man als Ausgangspunkt zur Abschätzung der Schalenlänge anstatt der Höhe die Breite des Bonsai. Der Wert von 2/3 entspricht dem "Goldenen Schnitt". Der Goldene Schnitt findet man sehr oft in der Natur und wirkt auf den Betrachter (der sich sein Leben lang an diese Proportionen gewöhnt hat) harmonisch.
Die Breite der Bonsaischale steht bei dem meisten Bonsaischalen in einem bestimmten Verhältnis zur Schalenlänge. Die Schalenbreite beträgt bei den ovalen und rechteckigen Schalen ca. 70-85% der Schalenlänge. D.h. nur bei einem sehr breiten Wurzelballen muss extra nach einer besonders breiten Bonsaischale gesucht werden. Im Normalfall ist sie, da vorgegeben, bei der Auswahl nicht von Bedeutung.
Apfelbonsai mit passenden Bonsaischalen
Die Höhe einer Bonsaischale harmoniert besonders gut mit dem Baum, wenn die Höhe der Schale der Dicke des Stammes kurz über dem Wurzelansatz entspricht.
Schwierig wird es bei jungen Bäumen mit einem schlanken Stamm. Oft kann man diese nicht in eine dazu passende, flache Schale topfen. Hier gibt es langfristig nur 2 Lösungen. Man kann den Wurzelballen durch Umtopfen mit Wurzelschnitt über die Jahre flacher gestalten oder der Stamm muss dicker werden (z.B. durch Verdickung mit Opferästen oder Opferleittrieben) damit er mit einer passenden Schale harmoniert.
Bonsai im Halbkaskadenform und besonders Bäume im Kaskadenstil gestaltet werden in deutlich höhere Schalen getopft.
Farbe
Bevor ein Baum getopft wird muss überlegt werden, welche (besonders farblichen) Veränderungen der Bonsai während einer Wachstumsperiode durchmacht. Meist wird vor dem Austrieb getopft. Bei der Auswahl der Schale ist zu diesem Zeitpunkt z.B. die Blattfarbe während der Wachstumsperiode oder die Blütenfarbe nicht zu sehen.
Farbkreis
Fächerahorn mit dominanter Bonsaischale
In jedem Fall sollte die Farbe aber nicht zu dominant sein damit die Ausstrahlung des Bonsai nicht in den Hintergrund tritt.
Bei farblich auffälligen Bonsai sollte die Farbe der Bonsaischale möglichst nicht identisch mit dem Baum sein. Am besten wirken in vielen Fällen Schalen in der Komplementärfarbe des dargestellten Farbkreises. D.h. Orange Früchte (z.B. von Feuerdornbonsai) passen gut zu einer blauen Bonsaischale oder grüne Schalen eignen sich gut für die roten Blätter mancher Sorten des Fächerahorn.
Der Farbkreis ist ein gute Grundorientierung, sollte aber nicht zu streng gehandhabt werden. Ist die Komplementärfarbe zu auffällig kann auch z.B. die angrenzende Farbe gewählt werden.
Ist die Farbe einer glasierten Bonsaischale zu intensiv kann auch nach einer unglasierten Schale in der gewünschten Tonfarbe gesucht werden. Die Farben von unglasierten Bonsaischalen sind meist erdnaher, dezenter.
Durch die Wahl der Schalenfarbe kann auch die Energie beeinflusst werden, die eine Gestaltung ausstrahlt. Warme Farben (im Farbkreis von Gelb über Rot zu Violett) verleihen dem Bonsai Wärme und Ausgeglichenheit, kalte Farben (restliche Farben im Farbkreis) vermitteln Robustheit und Frische.
Struktur von Bonsaischalen grob vs. glatt
Struktur
Die Struktur der Schalenoberfläche sollte passend zur Struktur der Rinde des Baumes ausgewählt werden. D.h. je grober die Borke desto grober sollte die Struktur der Oberfläche der Schale sein damit sie die "Wildheit" des Bonsai unterstreicht.
Auch das Gesamterscheinungsbild des Bonsai spielt hier eine Rolle. Ein von Leben gezeichneter Baum mit viel Totholz sollte am besten in eine grob strukturierte Bonsaischale getopft werden. Eine glatte Oberfläche würde den Charakter eines solchen Bonsai abschwächen.
Glasur
Grundsätzlich eignen sich glasierte Bonsaischalen besonders für Laubbäume und unglasierte Schalen für Nadelbäume. Nadelbäume sehen in auffällig glasierten Schalen nicht gut aus. Ebenso würde ein Azaleenbonsai mit seiner Blütenpracht in einer unscheinbaren, unglasierten Schale nicht voll zur Geltung kommen.
D.h. nicht, das eine unglasierte Bonsaischale nicht für einen Laubbaum geeignet wäre. Wenn z.B. keine passende, matt glasierte Schale zu finden ist kann eine gute, handgemachte Schale in einer geeigneten Tonfarbe einen Laubbaumbonsai deutlich aufwerten.
Seltener sind Nadelbaumbonsai in glasierten Schalen zu sehen. Wenn hier eine glasierte Schale zur Auswahl steht sollte die Glasur matt sein.
Form
Die Form der Bonsaischale bestimmt ganz maßgeblich die Gesamtkomposition. Bevor sie sich für eine Form entscheiden sollten sie sich über den Charakter des Baumes bzw. der Gesamtkomposition Gedanken machen.
Üblicherweise wird die Ausstrahlung eines Bonsai in weiblich und männlich unterschieden. Man könnte es auch mit weicher und kantiger bezeichnen.
Da viele Bonsai beide Seiten in sich vereinen ist diese Entscheidung oft sehr schwierig. Für manche Bonsaifreunde ist ein Baum eher weiblich, für andere ist der gleiche Bonsai mehr männlich. Zum Schluss müssen sie als Gestalter die Entscheidung treffen. Dabei ist wichtig: Ein eher weiblicher Baum wird in einer kantig-rechteckigen Schale nicht recht zur Geltung kommen und ein männlicher Bonsai mit viel Totholz passt nicht so recht in eine liebliche Bonsaischale mit weichen Rundungen.
Welche Eigenschaften deuten in Richtung "männlich" oder "weiblich" ?
Männlich:
- Massiver, sich stark verjüngender Stamm
- Grobe, stark strukturierte Rinde
- Größere Totholzbereiche (Jin = tote Äste, Shari = tote Stammabschnitt), Dornen an Stamm und Ästen
- Sehr dichte Krone mit geraderen Ästen
Weiblich:
- Liebliches, zartes Aussehen mit leicht geschwungenem Stamm und nur leichter Verjüngung
- Glatte Rinde
- Keine oder nur sehr unscheinbare Totholzbereiche, möglichst keine Dornen
- Lichtere Krone mit leicht geschwungenen Ästen
Die Charaktereigenschaften "männlich" und "weiblich" werden auch den Bonsaischalen zugeschrieben.
Männlich:
Bonsaischalen für den Literatenstil
- Rechteckige und quadratische Bonsaischalen
- Tiefe Schalen
- Massive, stabile Schalenfüße
- Dickwandige Bonsaischalen
Weiblich:
- Ovale, runde und lotusförmige Bonsaischalen
- Flache Schalen
- Verspielte, zierliche Schalenfüße
- Dünnwandige Schalen
Bei der Auswahl der Schalenform versucht man jetzt diese grundsätzlichen Charaktereigenschaften von Bonsai und Schale zusammenzubringen. Da die Einteilung in "Männlich" und "Weiblich" sowohl beim Baum als auch bei der Schale sehr fließend ist ist die Wahl der richtigen Paarung nicht einfach.
Aber auch hier gibt es ein paar Leitlinien, die eine Grundorientierung geben:
- Nadelbaumarten, besonders mit kräftigem und sich stark verjüngendem Stamm passend gut in rechteckige, tiefe und unglasierte Bonsaischalen. Diese unterstreichen die Stärke des Baumes
- Viele Laubbaumarten sind gut in ovalen, dünnwandigen, glasierten Bonsaischalen aufgehoben, die die Zartheit betonen
- Flache ovale Schalen sind gut geeignet für Waldgestaltungen, besonders wenn sich die Einzelbäume wenig verjüngen
- Bonsai im Literatenstil sind durch den sich kaum verjüngenden Stamm perfekte Kandidaten für flache, runde, oft matt glasierte Schalen
- "Männliche" Laubbäume sehen meist gut aus in rechteckigen Schalen mit abgerundeten Ecken
- Bonsai im Kaskadenstil werden in sehr hohe Bonsaischalen getopft. Die Schale ist oft doppelt bis dreimal so hoch wie breit. Die Kaskadenschalen sind rund, quadratisch, sechseckig oder auch achteckig, selten anders geformt
- Gestaltungen im Halbkaskadenstil werden in runde, quadratische, sechs- oder achteckige Bonsaischalen getopft. Meist sind Höhe und Breite der Schale vergleichbar
Füße
Hauptzweck der Füße von Bonsaischalen ist eine gute Entwässerung zu ermöglichen (durch die Entwässerungslöcher im Schalenboden kann das überschüssige Gießwasser herauslaufen). Außerdem lassen sie eine Luftzirkulation zu. Die Schale kann nach dem Wässern abtrocknen und aus dem Drainageloch wachsende Wurzeln vertrocknen außerhalb der Schale.
Die Füße einer Schale beeinflussen aber auch deren Erscheinungsbild. Füße können fein, dekorativ oder subtil und kaum sichtbar sein, aber auch robust, massiv, sogar richtig klobig.
Das Aussehen der Füße sollte beachtet und kann auch genutzt werden um den Gesamteindruck zu beeinflussen. Große, wuchtig anmutenden Schalenfüße vermitteln Standfestigkeit, auch Kraft wohingegen das Aussehen von zarten Füßen eher das Gegenteil bewirkt. Es vermittelt Leichtigkeit.
Frostfestigkeit
Freilandbonsai sind winterhart. Meist werden sie in einem unbeheizten Gewächshaus überwintert. Dort können die Temperaturen im Winter deutlich unter 0°C absinken und die Bonsaierde in der Schale kann gefrieren.
Für solche Bedingungen muss eine frostfeste Bonsaischale ausgewählt werden. Bei Zimmerbonsai, die frostfrei überwintert werden, ist dies nicht notwendig.
Die Frostfestigkeit einer Bonsaischale wird vor allem davon beeinflusst, wieviel Wasser die Keramik aufnehmen kann. Ist sie sehr dicht gebrannt nimmt sie wenig Wasser auf und übersteht Frostperioden gut.
Wie kann man die Frostfestigkeit einer Bonsaischale erkennen ?
Man kann sie vor dem Einsatz nicht sicher erkennen. Erst wenn eine Schale 1-2 Winter gut überstanden hat kann man sie als frostfest bezeichnen.
Aber - das ist die gute Nachricht: Nach unseren eigenen Tests (siehe Bilder) und Erfahrungen sind die meisten handgemachten Bonsaischalen frostfest. Zu ca. 99%. D.h. von 100 Schalen geht 1 Schale im 1. Winter durch Frosteinwirkung kaputt. Alle Schalen, die den 1. Winter überstehen halten meist für immer. Deshalb übernehmen wir für diesen Schalen auch die Garantie für ihre Frostfestigkeit für 1 Jahr. D.h. wenn die Schale im 1. Winter nach der Bestellung Frostschäden ausweist wird sie von uns ersetzt.
Selbst die günstigen Schalen für Zimmerbonsai sind zu ca. 97% frostfest. Aber hier schwankt die Frostfestigkeit von Lieferant zu Lieferant und von Lieferung zu Lieferung sehr stark. Für diese Schalen übernehmen wir keine Garantie für ihre Frostfestigkeit. Diese Schalen sind nicht für Freilandbonsai gemacht worden.
Abschließend
Die oben aufgeführten Hinweise können nur eine Grundorientierung geben. Wenn man die Auswahltipps berücksichtigt vermeidet man Fehlkäufe.
Aber - Regel hin oder her - wichtig ist: Ihnen muss die Gestaltung als Ganzes gefallen. Die Auswahl der richtigen Bonsaischale ist sehr subjektiv. Wenn sie mit einem Lächeln vor ihrem Baum stehen und für sie alles passt - dann haben sie eine gute Wahl getroffen.